Homo Naledi – alles ganz einfach erklärt

"High Five, Du Affe!" Lee Roger Berger research team [CC BY 4.0], via Wikimedia Commons

„High Five, Homo!“
von Lee Roger Berger research team [CC BY 4.0], via Wikimedia Commons

Seit voriger Woche ist die Paläoanthropologie um eine Sensation und viele Rätsel reicher. Eine Forschergruppe um Lee Berger hat die Entdeckung zahlreicher Knochen einer neuen Art der Gattung Homo veröffentlicht: Homo Naledi. Es könnte gut sein, dass es einer der wichtigsten Funde der letzten 50 Jahre gewesen ist.

Die Entdeckungsgeschichte war schon spannend, wurden die neuen Frühmenschen doch in einer eigentlich recht gut erforschten Höhle gefunden, allerdings hinter einem schmalen Durchgang – und um dahinter suchen zu können, musste Berger kurzfristig via Facebook eine recht merkwürdig anmutende Stellenanzeige aufgeben, in der er nach zierlichen und kleinen Wissenschaftlern suchte.

Am Ende waren es sechs Wisschenschaftlerinnen, die in der abgelegenen Kammer der Höhle nicht ein Skelett fanden und auch nicht zwei – sondern Knochenteile von sage und schreibe 15 Frühmenschen, über 1500 Teile insgesamt. Und noch dazu in gutem Zustand. Die aufwändigen und nunmehr zwei Jahre dauernden Untersuchungen gaben den beteiligten Forschern Grund zur Annahme, es handele sich um eine eigene Art. Eine mit vielen affenähnlichen Merkmalen, aber eben auch z.B. der Fähigkeit zum andauernden aufrechten Gehen. Noch verwirrender: Anhand der Anordnung der Knochen am Fundort und dem Fehlen von Verletzungen durch Tiere, steht die Hypothese im Raum, dass die Naledi-Truppe dort in gewisser Weise bestattet wurde. Was bisher ein Alleinstellungsmerkmal von Homo sapiens und den Neanderthalern zu sein schien.

Sensationeller als das alles sind aber die aufgeworfenen Fragen. Was nämlich bislang völlig unbekannt ist, ist das Alter der Knochen. Vorsichtige Schätzungen reichen zwar bis um die zwei Millionen Jahre, aber nichts genaues weiß man nicht. Außerdem ist die Einordnung in den Stammbaum ebenso völlig unmöglich derzeit. Es könnte sich um Vorfahren der modernen Menschen handeln, alternativ allerdings auch um eine Art, die sich parallel zu den anderen Homo-Arten entwickelt hat.

Gerade die so wichtige Altersbestimmung wird durch das Fehlen von Gesteinsschichten um die Knochen erschwert, eine C14-Datierung scheint ausgeschlossen. Wo man den Homo Nadeli also ansiedeln muss in der Geschichte der Menschheit, ist noch völlig offen und wird die Wissenschaft noch Jahre – wenn nicht länger – beschäftigen.

Wie wichtig die Entdeckung des Homo Naledi also wirklich ist, ist jetzt schon umstritten, genau weiß es keiner.

Keiner?

Falsch: Noch am Tag der Veröffentlichung sieht sich Junge-Erde-Kreationist Ken Ham in seinem Blog zu einer vorläufigen Beurteilung gezwungen. Und die lautet natürlich: Das ändert gar nix an unserem Verständnis der menschlichen Geschichte, schließlich wissen wir schon alles aus der Bibel. Entweder es ist ein Mensch oder irgendein Affe, alles andere kann ohnehin nur eine Fehlinterpretation von Evolutionsgläubigen sein. (frei übersetzt)

Ein wunderbares Beispiel dafür, wie wenig sich Wissenschaft mit Dogmen verträgt und wie schnell Menschen jegliche Diskussionskultur vergessen, wenn sie ihre eigene Wahrheit gegen sowas lästiges wie Fakten immunisiern müssen. Es sage niemand, man könne nicht auch von Kreationisten was lernen!


Quellen:

http://elifesciences.org/content/4/e09560.full

http://news.nationalgeographic.com/2015/09/150910-human-evolution-change/

http://www.theatlantic.com/science/archive/2015/09/homo-naledi-rising-star-cave-hominin/404362/

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https://de.wikipedia.org/wiki/Homo_naledi#Kritik

https://answersingenesis.org/blogs/ken-ham/2015/09/10/supposed-human-ancestor-found/

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