Wie das Perpetuum Mobile die Energiewende schon dieses Jahr einläuten wird

Jeder, der die Physikstunden der Mittelstufe nicht komplett verpennt hat, wird jetzt vielleicht ein wenig skeptisch gucken. Oder sogar mehr als nur ein wenig. Perpetua Mobile (Keine Angst, ich hab den Plural auch googeln müssen) hat es im Laufe der Jahrhunderte viele gegeben und wenn eines über sie bekannt ist, dann dass sie nicht funktionieren können, weil sie den Energieerhaltungssatz verletzen. Schlimmer noch: Bei allen bekannten Modellen handelte es sich entweder nachweislich um Betrug, um Messungenauigkeiten oder – und das lässt wiederum ersteres vermuten – um Maschinen, bei denen die Erfinder eine kritische Prüfung gar nicht erst zuließen.

Kurz gesagt: Die Dinger haben einen ziemlich schlechten Ruf.

Aber, Energiewende und so … es würde sich halt eine Menge Geld verdienen lassen mit solchen Geräten. Denn im Grunde macht ein Perpetuum Mobile ja nichts anderes als Energie aus dem Nichts zu erzeugen. Und da Nichts nicht unbedingt viel kostet, Energie hingegen schon, ist das Ganze reizvoll. Nur drehen sich eben wie eingangs erwähnt eigentlich schon Neuntklässler gelangweilt um, wenn man ihnen ein Perpetuum Mobile schmackhaft machen will.

Technik von 2015, hier eine Skizze von 1230 (Quelle: Villard de Honnecourt; gemeinfrei)

Technik von 2015, hier eine Skizze von 1230.
(Quelle: Villard de Honnecourt; gemeinfrei)

Deswegen braucht es bessere Namen, und eine Firma aus der Schweiz hat so gesehen alles richtig gemacht. Sie vertreibt nämlich „Auftriebs-Kraftwerke“, oder falls es jemand noch crazy modern in Englisch mag: „Kinetic Power Plants“. Diese funktionieren vereinfacht so: In einem hohen Wasserbehälter laufen „Auftriebskörper“ (also quasi kleine Schaufeln) an einer Kette, die einen Generator antreibt. Unten wird Druckluft eingeblasen, wodurch die Auftriebskörper auf der einen Seite zur Oberfläche drücken, während die auf der anderen Seite wieder absinken und am tiefsten Punkt erneut mit Luft befüllt werden. Dass so ein Ding läuft, bezweifelt vermutlich auch niemand. Dass es aber einen Generator betreibt, der mehr Energie abwirft als für die Druckluftpumpe nötig ist, darf als fraglich gelten. Zumal das derart simple Prinzip

  1. sehr wahrscheinlich schon früher entdeckt worden wäre und
  2. nicht etwa einen für Neuentdeckungen üblichen begrenzten Effekt haben, sondern schon im kleinsten „Kraftwerk“ mit knapp unter 5 kW Leistung gleich mal einen kleinen Haushalt versorgen können soll.

Über die letzten Jahre gab es einige Versionen davon, bisher kam es nur zu Prototyp-Vorführungen, die zwar beeindruckend gewesen sein sollen, aber einen Betrug eben nie ganz ausschließen ließen. Aber klar, irgendwie müssen die „Kraftwerke“ ja unter die Leute gebracht werden. Und das sollen sie dieses Jahr noch, u.A. hier in Deutschland. Zu fünfstelligen Preisen, versteht sich.

Korrektur: Ich hatte in der ersten Version des Artikels versehentlich Aufwind- statt Auftriebs-Kraftwerke geschrieben. Wie in den Kommentaren korrekt angemerkt, sind Aufwind-Kraftwerke natürlich etwas ganz anderes und durchaus seriöse Entwicklungen.

PS: Ich bleibe gleich zu Beginn ausnahmsweise mal quellenlos. Die Firma scheint ziemlich flott bei Abmahnungen zu sein, da vertraue ich für den Anfang mal auf Eure Fähigkeit, die Seite mit dem großen G zu befragen.

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