Wie das Perpetuum Mobile die Energiewende schon dieses Jahr einläuten wird
|Jeder, der die Physikstunden der Mittelstufe nicht komplett verpennt hat, wird jetzt vielleicht ein wenig skeptisch gucken. Oder sogar mehr als nur ein wenig. Perpetua Mobile (Keine Angst, ich hab den Plural auch googeln müssen) hat es im Laufe der Jahrhunderte viele gegeben und wenn eines über sie bekannt ist, dann dass sie nicht funktionieren können, weil sie den Energieerhaltungssatz verletzen. Schlimmer noch: Bei allen bekannten Modellen handelte es sich entweder nachweislich um Betrug, um Messungenauigkeiten oder – und das lässt wiederum ersteres vermuten – um Maschinen, bei denen die Erfinder eine kritische Prüfung gar nicht erst zuließen.
Kurz gesagt: Die Dinger haben einen ziemlich schlechten Ruf.
Aber, Energiewende und so … es würde sich halt eine Menge Geld verdienen lassen mit solchen Geräten. Denn im Grunde macht ein Perpetuum Mobile ja nichts anderes als Energie aus dem Nichts zu erzeugen. Und da Nichts nicht unbedingt viel kostet, Energie hingegen schon, ist das Ganze reizvoll. Nur drehen sich eben wie eingangs erwähnt eigentlich schon Neuntklässler gelangweilt um, wenn man ihnen ein Perpetuum Mobile schmackhaft machen will.
Deswegen braucht es bessere Namen, und eine Firma aus der Schweiz hat so gesehen alles richtig gemacht. Sie vertreibt nämlich „Auftriebs-Kraftwerke“, oder falls es jemand noch crazy modern in Englisch mag: „Kinetic Power Plants“. Diese funktionieren vereinfacht so: In einem hohen Wasserbehälter laufen „Auftriebskörper“ (also quasi kleine Schaufeln) an einer Kette, die einen Generator antreibt. Unten wird Druckluft eingeblasen, wodurch die Auftriebskörper auf der einen Seite zur Oberfläche drücken, während die auf der anderen Seite wieder absinken und am tiefsten Punkt erneut mit Luft befüllt werden. Dass so ein Ding läuft, bezweifelt vermutlich auch niemand. Dass es aber einen Generator betreibt, der mehr Energie abwirft als für die Druckluftpumpe nötig ist, darf als fraglich gelten. Zumal das derart simple Prinzip
- sehr wahrscheinlich schon früher entdeckt worden wäre und
- nicht etwa einen für Neuentdeckungen üblichen begrenzten Effekt haben, sondern schon im kleinsten „Kraftwerk“ mit knapp unter 5 kW Leistung gleich mal einen kleinen Haushalt versorgen können soll.
Über die letzten Jahre gab es einige Versionen davon, bisher kam es nur zu Prototyp-Vorführungen, die zwar beeindruckend gewesen sein sollen, aber einen Betrug eben nie ganz ausschließen ließen. Aber klar, irgendwie müssen die „Kraftwerke“ ja unter die Leute gebracht werden. Und das sollen sie dieses Jahr noch, u.A. hier in Deutschland. Zu fünfstelligen Preisen, versteht sich.
Korrektur: Ich hatte in der ersten Version des Artikels versehentlich Aufwind- statt Auftriebs-Kraftwerke geschrieben. Wie in den Kommentaren korrekt angemerkt, sind Aufwind-Kraftwerke natürlich etwas ganz anderes und durchaus seriöse Entwicklungen.
PS: Ich bleibe gleich zu Beginn ausnahmsweise mal quellenlos. Die Firma scheint ziemlich flott bei Abmahnungen zu sein, da vertraue ich für den Anfang mal auf Eure Fähigkeit, die Seite mit dem großen G zu befragen.
Erstmal ein dickes DANKE für Dein neuestes Projekt (solche Seiten kanns garnicht genug geben, bei der im Netz zu verzeichnenden Zunahme der Dummheit).
Zu Perpetum Mobile: Wetten, dass sich Hunderte, wenn nicht Tausende in Deutschland auf diese Geräte stürzen werden. Und so gesehen funktioniert das Gerät doch, man kann aus Nichts viel Geld machen, einziger Treibstoff – die Dummheit und die ist überreichlich vorhanden.
Gruss und Glückwunsch Hans
Hi, beim lesen war ich anfänglich doch etwas verwirrt, da „Aufwind-Kraftwerke“ so gar nichts mit einem Perpetuum Mobile zu tun haben, sondern tatsächlich funktionieren und ein durchaus spannendes Konzept verwenden (siehe beispielsweise Wikipedia). Gemeint waren ganz sicher Auftriebs-Kraftwerke und die halte ich ebenfalls für großen Humbug.
@Frank:
Da hast Du natürlich recht. Ich hab’s korrigiert und einen Hinweis am Ende des Textes hinterlassen.
Wenn ich dich richtig verstehe ist das wie ein Staudamm, nur mit Luft und deswegen nach oben? Dann wäre es aber auch wieder „normale“ Energieumwandlung.
Betrug ließe sich doch ganz einfach ausschließen, indem man den Kompressor von der gewonnenen Energie speist. Wie viel Energie man zum „anschubsen“ braucht, kann man ja messen und rausrechnen. Bleibt dann noch was über, gewinnt man Energie aus der Umwelt.
Aber ich glaube ja auch, dass wir bald keine Windräder mehr haben, sondern Winddrachen/-segel, die an Piezos ziehen…
@hrhrurur:
Ja klar kann das einfach sein. Aber wenn so eine Firma etwas vorführt, dann kann man eben nicht mal schnell ausschließen, dass irgendwo eine Batterie versteckt wurde oder ein Kabel angeschlossen …
Erster Hauptsatz der Thermodynamik:
Die Menge der Energie in einem abgeschlossenen System kann sich nicht ändern.
Wenn ich was aus dem Physikstudium mitgenommen habe, dann das.
Hallo Sash, erst mal danke für eine weitere Möglichkeit mir die Wartezeit am Taxiplatz erträglicher zu machen. Das Thema Perpetuum Mobile ist so interessant, daß sich sogar Wissenschaftler vom Kaliber Einstein, Bohr, Heisenberg damit beschäftigt haben. Vor längerer Zeit hab ich in einem Buch mal gelesen, daß auf einem Kongress mal sowas ernsthaft diskutiert wurde. Ich gebs mal aus dem Gedächtnis wieder, das Buch hatte ich damals aus der Uni-Bibliothek. Die Sache sollte folgendermaßen funktionieren: Ein mikroskopisch kleiner Paternoster ist mit Teilchen besetzt, die angeregt werden, unten befindet sich eine Gravitationsquelle. Oben wird ein Teilchen mit einem Lichtblitz angeregt, es ist jetzt schwerer als die anderen (Masse-Energie-Equivalenz) und setzt den Paternoster in Bewegung. Unten angekommen gibt das Teilchen seine Energie wieder ab, sendet sie in Form eines Lichtblitzes nach oben und regt so ein anderes Teilchen an, das nimmt die Energie auf, wird schwerer und der ganze Vorgang beginnt von vorn. So soll die Maschine ewig weiter laufen und man könnte dem System sogar Energie entnehmen. Natürlich kann das nicht funktionieren und ich glaub es war Einstein, der dann erklärt hat, warum. Die Lösung lasse ich mal offen zum knobeln.
@Würst.
Wahrscheinlich das Übliche: Verluste auf der Leitung, so dass der Lichtblitz in diesem Fall immer weniger Energie haben wird und zum Schluß als Wärme auf der Leitung verpufft …
@Sash
Das Grau als Schriftfarbe ist, hm, wie sag ichs, semi-optimal …
@ ednong
So ähnlich. Der Lichtblitz läuft nicht über eine Leitung, sondern durch ein Vakuum und verliert keine Energie durch Reibung oder elektrischen Widerstand. Das war das geniale an der Maschine. Funktionieren kann sie trotzdem nicht, weil der Lichtblitz auch gegen das Gravitationsfeld läuft und dadurch Energie verliert.