Homöopathiefreie Apotheken und Pharmama
|Inzwischen einige Resonanz bekommen hat Pharmamas Artikel, weswegen homöopathiefreie Apotheken auch nur so mittel sind. Oder so. Stein des Anstoßes war die Idee, homöopathiefreie Apotheken extra zu katalogisieren, und nebenbei die Tatsache, dass sich bisher nur eine Apotheke in der Liste befindet und diese ohnehin auch nur so mittel homöopathiefrei ist.
Kritik ist da sicher sinnvoll.
Pharmama hat als nicht homöopathiegläubige Apothekerin in ihrem Artikel dennoch nur sehr substanzlose Argumente vorgebracht. Mal abgesehen davon, dass sie bei der Unwirksamkeit der Homöopathie in ziemlicher Schwurbelmanier zurückrudert mit Satzfragmenten wie „dass das bei mir nicht (genug) wirkt“ und dass sie sich der „fehlenden wissenschaftlichen Studienlage“ bewusst sei, lässt sich doch zudem bemängeln, dass ihre Pro-Argumente überwiegend wirtschaftlicher Natur sind.
Es wird halt verlangt, die Menschen wollen das eben, ohne sowas geht es halt nicht …
Niemand bestreitet, dass eine Menge Menschen Homöopathika und andere Mittel haben wollen, die Apotheken deswegen eben auch anbieten. Demnach ist es wohl auch so, dass die Einnahmen durch Produkte wie homöopathische „Medikamente“ den Apotheken erlauben, kostengünstiger ihrer Bestimmung nachzukommen, ein flächendeckendes Netz medizinischer Grundversorgung aufrecht zu erhalten. Und vermutlich ist es sogar sinnvoll, diese flächendeckende Medikamentenversorgung quer zu finanzieren, indem Apotheker als freie Kaufleute auch Dinge veräußern dürfen, die nicht direkt der Gesundheitsversorgung entsprechen.
Nichtsdestotrotz erhebt die Apothekenpflicht von homöopathischen „Arzneimitteln“ selbige immer noch weit empor, immer noch stehen sie als „Alternative“ angepriesen in Regalen von den Unternehmen, die gemeinhin für Seriosität stehen: eben den Apotheken. Und das obwohl sie einfach nicht wirken.
Wenn Nachfrage alleine ein Argument sein soll, dann wäre ein „Hello-Kitty“-Design für gerade angesagte Anti-Kater-Mittelchen vielleicht eine gute Idee – und wenn die gesundheitlichen Konsequenzen von in Apotheken verakauften Dingen ohnehin nur so mittel interessieren, dann könnte man neben Homöopathika auch über die potenzielle Abgabe von Alkohol und anderen Drogen nachdenken.
Dass Placebos eine eigene medizinische Wirkung haben und es somit sinnvoll ist, sie durch medizinisch ausgebildetes Personal ausgeben zu lassen, ist zwar ein valider Punkt von Pharmama, wobei sich die Katze bei dieser Argumentation aber ebenfalls in den eigenen Schwanz beisst, denn dass Homöopathika überhaupt wenigstens als Placebos und nicht als Süßigkeiten existieren, haben sie wiederum genau ihrer Anwesenheit im medizinischen Umfeld zu verdanken. Und als Nebeneffekt hat man zudem all die Apotheker, die gar nicht erst unterscheiden zwischen Medizin und Mumpitz und das Zeug ungefragt als Medikament ausgeben.
Dass gewissenhaft arbeitendes medizinisches Personal in der Lage ist, homöopathische Mittel so auszugeben und anzuwenden, dass kein Schaden entsteht, wird wohl so sein. Dass Leute Zucker mit magisch dazu geschüttelten 0% Berliner Mauer für sanfte Pflanzenmedizin halten, ist die Kehrseite der Medaille, um die es bei homöopathiefreien Apotheken eigentlich geht.
Dass es für Pharmama aus ihrer Sicht sinnvoll ist, Homöopathika vorzuhalten und auszugeben, ist irgendwo noch nachvollziehbar. Dafür, dass homöopathiefreie Apotheken deswegen eine schlechte Idee sind, hat sie aber leider kein valides Argument gefunden.
Quellen:
http://pharmama.ch/2015/09/27/die-homoeopathiefreie-apotheke/
http://www.homoeopathiefreie-apotheke.de/
http://blog.gwup.net/2015/10/01/homoopathiefreie-apotheke-fernab-von-jeder-realitat/
https://gnadlib.wordpress.com/2014/11/19/weil-sie-es-sich-so-sehr-wunschen/
http://there-is-no-spoon.de/2015/08/07/einzeln-betrachtet-2-die-potenzierung-von-homoeopathika/
http://scienceblogs.de/frischer-wind/2014/06/17/kommt-eine-frau-in-die-apotheke/