Going down – herzlich willkommen beim aktuellen Weltuntergang!
Na, schmeckt der Kaffee heute etwas bitter, war das Aufstehen schwerer als sonst? Das muss kein Weltuntergang sein, könnte aber natürlich. Zumindest wenn man den Berufsaluhutträgern glaubt, denn einmal mehr befinden wir uns mitten in der Phase der endgültigen Vernichtung. Und wer trotzdem weiterlebt, hat’s einfach noch nicht kapiert!
Nein, wirklich! Nun gucken ’se nicht so! Ist alles total logisch – das ist zweifelsfrei belegt.
Oder … ähm, zumindest so zweifelsfrei wie man tagesaktuelle Daten aus der Bibel ableiten kann, wenn man nur ein wenig Begeisterung für langwierige Erklärungen und völlige logische Inkonsequenz mitbringt. So schwurbelt diese Seite das jüngste Gericht herbei, springt dabei schnell mal zwischen zwei Interpretationen des Begriffs Woche. Einmal bedeutet eine Woche 7.000, einmal sieben Jahre. Und die tiefergehenden Berechnungen lassen sich ähnlich aufwandslos als „kreative Buchführung“ entlarven. Bis zum Ende lesen kann den Text sowieso niemand. Nicht wegen der Aufmerksamkeitsspanne, sondern weil man dafür auch eine Woche bräuchte. Welche der beiden, die sieben- oder die siebentausendjährige, liegt aber wohl am Leser.
Aber ja: Heute geht’s los!
Partysetting für morgen. Nicht im Bild: Jesus.
Quelle: Don Davis / NASA, gemeinfrei
Oder zumindest so in etwa. Heute ist einerseits ein guter Tag, weil heute irgendwas gruseliges am LHC beim CERN passieren soll. Ein Dimensionstor soll sich öffnen. Aber auch da ist Skepsis angebracht, schließlich soll der Teilchenbeschleuniger uns schon seit 2008 mit die Erde vernichtenden schwarzen Minilöchern versorgen und bisher hat niemand eines gefunden. Und morgen kommt dann der Killerasteroid. Die kommen auch nie aus der Mode und zeitgleich nie ins Blickfeld der Astronomen.
Außerdem ist am 28. September eine Mondfinsternis. Wäre ja irgendwie auch blöd, wenn die erst wäre, wenn die Welt schon untergegangen ist. Im schlimmsten Fall sieht man Jesus gar nicht wiederkehren, weil es so dunkel ist.
Ja, was denn nun?
Wenn die Welt schon voller übersinnlicher Medien, gewiefter Bibel-Mathematiker und bestinformierten Propheten ist, dann will man doch wenigstens wissen, wann genau man seine akribisch geplanten und bedeutungsschwangeren letzten Worte loswerden kann, die einem in der letzten Sekunde noch den Neid der ganzen Menschheit sichern!
OK, nun aber mal im Ernst!
Ich halte es mit dem geschätzten Bloggerkollegen Florian Freistetter, der sich schon vor einiger Zeit wieder aufgeregt hat darüber, dass die Weltuntergangsgrütze es trotz unser aller Erfahrung mit 2012 (Maya-Kalender, anyone?) immer wieder bis in die „seriösen“ Medien schafft und das Gerangel um Aufmerksamkeit gerade im Internet einen Haufen Leute verunsichert hinterlässt, die’s halt nicht so mit Recherche haben, und wenn’s aus Altersgründen ist. Bei der Suche nach Infos findet man unsägliche Dinge wie z.B. diese, äh, „Website“. WTF, schon alleine das Design müsste heutzutage gegen irgendwelche Rechte verstoßen!
Dass die Welt untergehen könnte, ist eine Vorstellung, die verstörend und gleichzeitig faszinierend sein kann. Aber in Anbetracht der gewaltigen Dinge, die zu so etwas führen können, kann man wohl mit Gewissheit sagen, dass es am Ende sicher nicht drei Vollspaten mit Rechenschwäche sind, die als einzige Bescheid wissen und sich bei der Verkündung des Ganzen auf einen eigenen Youtube-Kanal oder den Kopp-Verlag verlassen müssen.
Also ruhig Blut und lieber noch einen frischen Kaffee aufsetzen, falls der erste zu bitter war. Die Zeit dafür haben wir noch, keine Sorge! Aber die meisten von uns haben sowieso schon genug Weltuntergänge verschlafen, um das zu wissen …
Quellen:
