Was macht eigentlich das Bermudadreieck?

Dreieck mit Euliens. Fast wie bei Bermuda! Foto: Lotse / , via Wikimedia Commons

Dreieck mit Euliens. Fast wie bei Bermuda!
Foto: Lotse / , via Wikimedia Commons

Das Seegebiet nördlich der Karibik ist inzwischen ein bisschen in Vergessenheit geraten. Zum Glück, muss man sagen. Aber die meisten Leser werden wie ich noch irgendwo im Hinterkopf dumpfe Erinnerungen an das Wort Bermudadreieck haben, denn da war doch was mit verschollenen Schiffen und Flugzeugen …

Natürlich! Und mit Aliens und Atlantis und Magnetfeldstörungen! Gut, das war natürlich eher was für Hardcore-Esos.

Aber dass im Bermudadreieck Schiffe verschwinden, gehörte Ende des letzten Jahrhunderts noch mehr oder weniger zum Allgemeinwissen. Nicht, dass es einen in Deutschland sonderlich umgetrieben hätte, was irgendwo da draußen im Atlantik passiert, aber es war eine typische Folkloregeschichte aus der weiten Welt.

Und wie kam es dazu?

Einer der Auslöser war Ende 1945 die spektakuläre Geschichte von Flight 19. Ein Trainingsflug mit 5 Flugzeugen der US-Navy vor Florida endete damit, dass alle Maschinen verschwanden und nie gefunden worden sind. Diese natürlich höchst interessante Geschichte (siehe den verlinkten Wikipedia-Artikel) sollte später vielfach Erwähnung in der Literatur finden. Fälschlicherweise, da nach dem derzeitigen – und vermutlich endgültigen – Stand der Ermittlungen, die Flugzeuge zum einen außerhalb des normalerweise als Bermudadreieck bezeichneten Seegebietes endgültig verschwunden sind – und zum anderen bei verirrten Flugzeugen mit ausgehendem Treibstoff, defekten Kompassen und ungeübten Piloten nicht arg viel Mystik bemüht werden muss, um mit der Technik von 1945 ein Flugunglück auf offener See zu konstruieren. Zumal das Manöver von Flug 19 sogar unter dem Titel „Navigation Problem No. 1“ lief, die Zielfindung also gerade das Trainingsziel war.

Aber egal. Flug 19 war ein spektakuläres Unglück gewesen und spätestens als 29 Jahre (und wohl einige Unfälle) später das Buch „Das Bermuda-Dreieck“ (Amazon-Link) von Charles Berlitz erschien, das das Bermudadreieck als mystisches Phänomen manifestierte und den Vorkommnissen dort einen übernatürlichen oder zumindest unerklärbaren Charakter zusprach. Das Buch erreichte eine Millionenauflage, auch unsere Eltern gruselten sich offenbar gerne.

Die rationale Antwort auf die Alien-Hypothesen ließ keine drei Jahre auf sich warten. 1977 veröffentlichte Larry Kusche ein Buch mit dem Titel „The Bermuda Triangle Mystery – Solved“ (Amazon-Link), das bis heute als ein Paradebeispiel skeptischer Recherche bezeichnet wird. Kusche nämlich widerlegte zu allererst die Grundannahme des kompleten Hypes: In dem als Bermudadreieck bezeichneten Gebiet sind niemals mehr Schiffe und Flugzeuge verschwunden als in anderen Gebieten vergleichbarer Größe mit vergleichbarem Verkehrsaufkommen. Abgesehen davon sind viele Vorfälle außerhalb der (ohnehin sehr flexibel ausgelegten) Grenzen des berüchtigten „Teufelsdreiecks“ aufgetreten.

Und Flugzeuge und Schiffe verschwinden bis heute bisweilen spurlos. Man denke nur an den weltbekannten Flug MH 370, über dessen Verbleib seit März 2014 noch keine genauen Kenntnisse vorliegen.

Die Blütezeit des „Mythos Bermudadreieck“ ist inzwischen offenbar vorbei. Was gut ist, denn wie es scheint, gibt es da keinen Mythos, der zu entzaubern ist. Geschichtlich interessant ist die Geschichte dennoch, weil sie sehr schön zeigt, wie einzelne Vorkommnisse in Kombination mit vor sich hinschwurbelnden Autoren eine weltweit beachtete Alien-Geister-Whatever-Geschichte für Jahrzehnte im kollektiven Bewusstsein verankern konnten.

Dieses Phänomen scheint mir weit interessanter für die Forschung zu sein als die Geschichten über das Bermudadreieck an sich.

PS: Selbstverständlich wurden auch wissenschaftliche Theorien für manche Ereignisse und noch mehr Ideen für das „große Ganze“ ersonnen. Aber weder Methaneis, noch Magnetanomalien oder Freakwaves erklären bisher die (ohnehin nicht existente) Häufung an Unglücken im Bermudadreieck. Wahrscheinlich ist auch dieses Seegebiet nur eines von vielen, in denen gelegentlich mal ein Unglück passiert. Im Gegensatz zu Alienangriffen mag das langweilig erscheinen – aber immerhin bietet diese Theorie die Möglichkeit, bestehende Schutzmaßnahmen auszubauen (anstatt sich der Willkür übernatürlicher Wesen hinzugeben).

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Flight_19

http://www.skepdic.com/bermuda.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Malaysia-Airlines-Flug_370

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